Shit happens, somebody has to deal with it, and – who you gonna call?

Eine mythologische böse Macht erhebt sich und bringt den Weltuntergang. Vier Freunde mit völlig unterschiedlichen Eigenschaften stellen sich mit gewitzter Ausrüstung und sprühendem Optimismus dagegen. Dann geht der Spuk noch in die zweite und nun, fast vierzig Jahre später in eine dritte und eine vierte Runde. Ich bin bezaubert, begeistert, zurückversetzt und aufgeregt.
Ich bin gerade mal auf die Welt gekommen, als diese Spinner in den Kinos aufleuchteten und nun bin ich selbst vierzig. Wie Indiana Jones und Han Solo gehören sie quasi zur Familie. Ich könnte Toilettenschüsseln in den Orbit schleudern, so verzückt bin ich und beim Klang der Protonenstrahler, der Geisterfalle und dem Ecto1 krieg ich einen richtigen Laserschwertmoment.
So also.
Shit happens, somebody has to deal with it, and – who you gonna call?

Das Monster im Unbewussten

Die Spinnenkreatur Hanuś im Film „Spaceman – Eine kurze Geschichte der böhmischen Raumfahrt“ hat mich bereits in der Vorschau sehr berührt. Der Hauptgrund, warum ich den Film sehen wollte. Der Titel war der zweite Grund.
Ein grotesker behaarter Körper mit großen runden Augen und einer klaren Stimme die klingt wie aus einem großen Bewusstsein heraus, eine Form von Monster, von der man magisch angezogen wird, auch wenn sie einen gleichzeitig abstößt: das Monster in uns selbst.
Der Film ist leicht, unkompliziert und herrlich klar, meiner Meinung nach. Mir fällt dabei die Spinne Shelob aus „Lord of the Rings – Return of the King“ ein, die da einem ganz anderen Kaliber entspricht. Frodo ist noch viel jünger als der Protagonist Jakub und ja auch gerade erst aus seinem beschützten Auenland aufgebrochen.
Diese beiden Spinnen wollte ich nur kurz nebeneinander stellen. Als Emanation des Unbekannten in uns selbst, jenem, dem wir aus dem Weg gehen oder das wir nicht wahrhaben wollen und dem wir uns irgendwann stellen müssen, um zu wachsen. Dass Jakub im erstgenannten Film das Tier schließlich sogar umarmt, finde ich herzergreifend, während Frodo nach erbittertem Kampf vorerst Schachmatt gesetzt wird. Ich bin so dankbar, dass solche „Filme am Rande“ wie „Spaceman“ immer noch regelmäßig erscheinen und man sie ein bisschen wie zufällig entdecken muss.

Noch weiter abseits in der Dunkelheit lauern dann die Spinnen und andere Untiere. Bist du schon dort gewesen?

Neuland

Es geht darum, alles was man darstellen will, lange genug zu betrachten, um darin einen Aspekt zu entdecken, der noch nie von jemandem erkannt wurde. In allem liegt Neuland, weil wir es gewohnt sind, unsere Augen nur mit der Erinnerung an das zu nutzen, was vor uns über den Gegenstand unserer Betrachtung gedacht wurde. In der geringsten Sache steckt etwas Unbekanntes. Finden wir es!

Gustave Flaubert

Ich schmiere regelmäßig überschüssige Tinte von meiner frisch gefüllten Patrone in ein Taschentuch oder eine Serviette und staune über die Bilder, die von selbst entstehen. Hier ein Hirte mit Stab, der mit der Hand an der Stirn im Nebel seine Herde im Auge behält. Vermutlich siehst du aber etwas ganz anderes.

Bestritten

Ich schraffiere zur Beruhigung Schuppen aus Tinte, direkt vor dem Einschlafen, auf diese Weise bekomme ich keine Angst vor dem unsichtbaren Krieg vor der Haustür, der sowieso schon seit Menschheitsgedenken beschritten wird.

Beschritten oder bestritten. Es wird viel bestritten, unter anderem auch die Wahrheit und die Lüge. Die beiden Geschwister haben sich in der Wolle und wälzen sich über die Kontinente.

Wir gehen um neun Uhr schlafen.

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Es reicht jetzt

Ich werde öfter mal laut, wenn mein Sohn (2) in seinen geschickten Manövern in all jenen Gefilden umherforscht, die wir ihm strikt untersagen, während er die offene ihm geschenkte Spielzone gezielt verweigert und offenbar abgestanden findet.
Sein neuestes Abwehrmanöver hat er gezielt von mir kopiert und hält es mir so gelassen entgegen, dass ich mir mit meinem Ärger wirklich ordentlich blöd vorkomme.
Er sagt: Es reicht jetzt.
Was soll ich da noch sagen.
Er hat recht. Ich stehe da und bin der Erziehungsberechtigte (40).
Und heimlich bin ich stolz, dass er so fest und sanft gleichzeitig ist, während ich (noch) hin und her pendle. Ich liebe ihn dann noch mehr und ganz anders, wenn er mich wahnsinnig macht.

Parkplatzführung

Zur linken oben äußert sich der abgewandete Vogelkopf und darunter sein weißes Federkleid, möglicherweise sein eigenes Abbild im Exkrement und dagegen nach rechts unten ausgerichtet der nackte Schädel eines entsetzten Schafs und das alles im Tönungsstreifen eines parkenden Pkws, wer will da noch ins Museum?

Über die Geduld

(von Rainer Maria Rilke)

Man muss den Dingen  die eigene, stille  ungestörte Entwicklung lassen,  die tief von innen kommt

 und durch nichts gedrängt  oder beschleunigt werden kann,  alles ist austragen – und  dann gebären…

Reifen wie der Baum, der seine Säfte nicht drängt  und getrost in den Stürmen des Frühlings steht, ohne Angst, dass dahinter kein Sommer kommen könnte.  Er kommt doch!

Aber er kommt nur zu den Geduldigen,  die da sind, als ob die Ewigkeit vor ihnen läge,  so sorglos, still und weit…

 Man muss Geduld haben  Mit dem Ungelösten im Herzen,  und versuchen, die Fragen selber lieb zu haben,  wie verschlossene Stuben,  und wie Bücher, die in einer sehr fremden Sprache  geschrieben sind.

 Es handelt sich darum, alles zu leben.

Wenn man die Fragen lebt, lebt man vielleicht allmählich,  ohne es zu merken,  eines fremden Tages  in die Antworten hinein.

Erziehungsmüdigkeit

Bei aus Schlaflosigkeit resultierender Anspannung verschieben sich in meinem Nacken einzelne Wirbel, die einen hauchigen unscheinbaren jedoch beträchtlich nagenden Nervenschmerz in meinem Kopf auslösen, der mich so langsam am Rande des Wahnsinns balancieren lässt wie auf dem Grat eines Berges. Ein Windstoß könnte reichen.
Gelegentlich summiert es sich und dann bin ich darauf aus, jede Unze Schlaf zusammenzusammeln wie das Geld für den Fahrscheinautomaten. Um zumindest eine kompakte durchgängige Menge ohne weitere Zwischenstopps zu erhalten.

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Phantäre & Surrale – Geschöpfe aus dem Notizbuch

Ich wäre gerne von äußerer Stelle zum Künstler ernannt worden und hätte dann gerne meine Aufgabe als solcher erfüllt, leider muss man selbst soweit kommen um den Künstler, den von Kindesbeinen an jeder in sich trägt, zu erkennen und freizulassen.
Ich erkenne ihn an der Freude planlosen Gestaltens und Beobachtens, an zufälligen Einbildungen und Missverständnissen, in meditativer geistiger Leere, in der die Füllfeder ein Eigenleben entwickelt, insbesondere während Telefonaten, längeren Vorträgen oder bei einfachen Entdeckungen am Wegrand.

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