Vater sein dagegen sehr*

Wenn ich ihn neben mir sitzen habe in der Badewanne in Mandelölwasser, da erscheint es mir so unbegreiflich, dass nicht nur ich einen Sohn habe sondern dass mein Sohn auch mich hat, einen Vater und dieser Begriff täglich so neu dahergerollt kommt, so dass ich mich abwechselnd fürchte und freue bei dieser Aufgabe, bei dieser Rolle, bei diesem Mysterium, denn ich will mir weder vorstellen ohne ihn zu sein noch dass er ohne mich ist. Ich möchte einfach da sein, da, da, dieses Da ist meine gesamte Aufgabe, während ich einige Wochenstunden Geldscheine aufsammle, die ebenfalls nötig sind um Da zu sein. Durch ihn sind wir anders da, das ist Familie, begreife ich.
Ich schreibe ein Logbuch, um einiges davon festzuhalten, die geliebten Schnappschüsse, Polaroids von täglichen Errungenschaften, Gefühlshöhen und Tiefen, je nach Wind und Wetterlage, die Höhen der Wellen, auf denen wir schaukeln und segeln. Es ist kein Romantikbewerb, kein Prestigeprojekt. Es lässt die dargestellte Außenwelt vergessen, die seltsamen Propagandakonstrukte. Familienkunst, das ist die Skulptur, an der wir arbeiten, die wir formen, in Gesellschaft und privat, wir sind ein kleiner Kernkristall in einem unsteten Gefüge von Freiheit und Verwirklichung.

*Der Titel stammt von dem gleichnamigen Buch von Horst Biernath aus dem Jahr 1953.