Ich wäre gerne von äußerer Stelle zum Künstler ernannt worden und hätte dann gerne meine Aufgabe als solcher erfüllt, leider muss man selbst soweit kommen um den Künstler, den von Kindesbeinen an jeder in sich trägt, zu erkennen und freizulassen.
Ich erkenne ihn an der Freude planlosen Gestaltens und Beobachtens, an zufälligen Einbildungen und Missverständnissen, in meditativer geistiger Leere, in der die Füllfeder ein Eigenleben entwickelt, insbesondere während Telefonaten, längeren Vorträgen oder bei einfachen Entdeckungen am Wegrand.
Autor: Marco Lehner
Das Nachsehen ist vor allem so mühsam geworden, dass einem ja nichts Anderes mehr übrig bleibt als Vorherzusehen.
Lob für die Wiener Linien
Liebe Wiener Linien,
Ich bin nur gelegentlich in Wien und war bei meinem letzten Besuch sehr über die regenbogen-geschmückten Straßenbahnen überrascht. Als ich dann auf Ihrer Webseite den Pressetext zu Ride with Pride fand, war ich noch überraschter.
Es ist ja noch keine zwei Jahre her, dass Sie maskenlose Fahrgäste im Namen der Regierung diskriminiert und ausgeschlossen haben und nun schmücken Sie Ihr Unternehmen mit Zeichen der Vielfalt, Respekt und Offenheit. Es ist ja bekannt, dass rückgratlose Scheinheiligkeit ihre Fahnen nach jedem Wind richtet, aber das so deutlich zu tun, zeichnet ein sehr klares Bild für die Öffentlichkeit.
Dafür möchte ich mich sehr herzlich bei Ihnen bedanken. Ihr Propaganda-Team leistet wirklich hervorragende Arbeit. Weiter so!!
Mit lieben Grüßen,
Marco Lehner
Gemütstapete
Es blitzt ein Tropfen Morgentau im Strahl des Sonnenlichts; Ein Tag kann eine Perle sein und ein Jahrhundert nichts.
Gottfried Keller
Bratislava Stadtromanze

Zehnsoldat

Heutzutage treten Leut zutage
Stellen bereut in Frage
die Lage die sie scheut.
Eispfützenforschung
Bei Vorbildern ist es unwichtig, ob es sich dabei um einen großen toten Dichter,
Erich Kästner
um Mahatma Gandhi oder um Onkel Fritz aus Braunschweig handelt, wenn es nur ein Mensch ist, der im gegebenen Augenblick ohne Wimpernzucken gesagt oder getan hat, wovor wir zögern.
Von einer Hausgeburt
Meine Frau wünschte sich von Anfang an eine Hausgeburt und ich, der mehr und mehr die Geheimnisse natürlicher artgerechter Lebensgestaltung abseits stereotyper und gelenkter Massenrituale entdeckte und leben wollte, konnte mich darüber nur freuen. Sie las Bücher von und über Frauen, die ihre Kinder alleine zu Hause oder auch im Wald auf die Welt gebracht hatten, in tiefer spiritueller Überzeugung, in Demut und Glauben an ihre innere Kraft. Auch ich fing an, vergriffene und nicht mehr neu aufgelegte Literatur von Hebammen, die Hausgeburten empfahlen und betreuten, zu lesen. Still und leise ist das Ritual der Geburt in einen halbstandardisierten traumatischen Krankenhausablauf umroutiniert worden, das sich der moderne technokratische Mensch kaum noch anders vorstellen kann. Berichte über Kaiserschnitte und Betäubungen, weggeschlossene Männer etc. werden unreflektiert als Erfahrungsberichte hingenommen und ja, vielleicht hat es nicht anders sein mögen.
Vielleicht aber doch, sofern es der Wunsch und die tiefe Überzeugung der Frau ist. Dieses Terrain kann von einem Mann nicht anders betreten sondern nur demütig begleitet werden. Im Grunde kann er nur da stehen und zusehen, staunen und bezaubert sein, welche Wunder abseits gesellschaftlicher Normen zu finden sind, wenn man fest daran glaubt und vertraut. Beides spürte ich sehr stark in meiner Frau und ich freue mich sehr, hier als Mann darüber zu schreiben.
Stadtkomik

originalverpackt



Vater sein dagegen sehr*
Wenn ich ihn neben mir sitzen habe in der Badewanne in Mandelölwasser, da erscheint es mir so unbegreiflich, dass nicht nur ich einen Sohn habe sondern dass mein Sohn auch mich hat, einen Vater und dieser Begriff täglich so neu dahergerollt kommt, so dass ich mich abwechselnd fürchte und freue bei dieser Aufgabe, bei dieser Rolle, bei diesem Mysterium, denn ich will mir weder vorstellen ohne ihn zu sein noch dass er ohne mich ist. Ich möchte einfach da sein, da, da, dieses Da ist meine gesamte Aufgabe, während ich einige Wochenstunden Geldscheine aufsammle, die ebenfalls nötig sind um Da zu sein. Durch ihn sind wir anders da, das ist Familie, begreife ich.
Ich schreibe ein Logbuch, um einiges davon festzuhalten, die geliebten Schnappschüsse, Polaroids von täglichen Errungenschaften, Gefühlshöhen und Tiefen, je nach Wind und Wetterlage, die Höhen der Wellen, auf denen wir schaukeln und segeln. Es ist kein Romantikbewerb, kein Prestigeprojekt. Es lässt die dargestellte Außenwelt vergessen, die seltsamen Propagandakonstrukte. Familienkunst, das ist die Skulptur, an der wir arbeiten, die wir formen, in Gesellschaft und privat, wir sind ein kleiner Kernkristall in einem unsteten Gefüge von Freiheit und Verwirklichung.
*Der Titel stammt von dem gleichnamigen Buch von Horst Biernath aus dem Jahr 1953.